⟩ Vortragsreihe 16-17


Vortrag 1 am 29. September 2016:

"Die Verzauberung der Welt"

Aus seiner Schulzeit heraus hat man die Vorstellung, dass die Philosophie Fragen behandelt, die letztlich offen bleiben: Was ist Wahrheit? Wie entsteht Bedeutung? Dagegen hält man die Fragen der Naturwissenschaft für beantwortbar: Warum können Flugzeuge fliegen? Wie wird genetische Information übertragen? Tatsächlich stehen aber gerade Biologen, Chemiker, Physiker und andere Forscher Phänomenen gegenüber, die zu Fragen führen, deren Antworten geheimnisvoller sind als das, was ursprünglich erklärt werden sollte. Naturwissenschaften heben letztlich keine Geheimnisse auf. Im Gegenteil! Sie vertiefen sie, und ihre Angebote an das Denken verzaubern deshalb die Welt. Der Vortrag wird dies an Beispielen vorführen und dabei zeigen, dass Naturwissenschaften über die Aufklärung hinaus vor allem Eines vermögen: Sie romantisieren die Welt. Was will man mehr?

Prof. Dr. Ernst Peter Fischer ist Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Heidelberg und wissenschaftlicher Berater der Stiftung „Forum für Verantwortung“ zur Förderung auf dem Gebiet der nachhaltigen Entwicklung. Er ist Autor von zahlreichen Büchern wie „Aristoteles, Einstein & Co“ und wurde mehrfach mit Preisen geehrt, zum Beispiel mit der Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft für wissenschaftliche Publizistik

Der Vortrag findet im Komödienbau der Stadt Weilburg statt und wird von den Stadtwerken Weilburg unterstützt.

Vortrag 2 am 10. November 2016:

"Keine Panik – die Physik der Fußgängerdynamik und der Evakuierungsprozesse"

Die Dynamik von Fußgängern zeigt viele kollektive Phänomene, deren Untersuchung auch für Physiker
interessant ist. Für praktische Anwendungen, wie Sicherheitsanalysen von Fußballstadien oder anderen öffentlichen Gebäuden, werden einfache Modelle benötigt, die aber die wichtigsten Aspekte der Dynamik realistisch reproduzieren können. Der Vortrag gibt eine Einführung in die grundlegenden empirischen und theoretischen Aspekte der Fußgängerdynamik und der Bewegung großer Menschenmengen. Hierzu werden wesentliche Ergebnisse von Experimenten gezeigt, die mit bis zu 1000 Probanden durchgeführt wurden. Daneben wird auch die Frage diskutiert, welche Rolle Panik bei Evakuierungen spielt. Es wird ein Modell vorgestellt, bei dem die Wechselwirkung zwischen den Fußgängern in Analogie zur Kommunikationsstrategie von Ameisen auf Ameisenstraßen modelliert wird. Ein Beispiel für die Anwendung solcher Modelle ist der „Evakuierungsassistent“, der in der Esprit Arena in Düsseldorf getestet wurde.

Prof. Dr. Andreas Schadschneider studierte Physik an der Universität zu Köln. Nach der Promotion im Jahr 1991 und mehreren Auslandsaufenthalten (u. a. in New York, Nagoya und Paris) wurde er 2006 Professor für Theoretische Physik an der Kölner Universität. Seit 2008 arbeitet er dort außerdem am Institut für Physik und ihre Didaktik.

Vortrag 3 am 08. Dezember 2016:

"Die Quadratur des Kreises? Ein berühmtes Bild und seine Geheimnisse"

Fast jeder kennt Leonardo da Vincis „Proportionsstudie nach Vitruv“, in der ein wohlgeformter Mann einmal in ein Quadrat und einmal in einen Kreis einbeschrieben ist. Vor einigen Jahren haben sich der Mathematiker Klaus Schröer und der Kunsthistoriker Klaus Irle eingehend mit diesem Bild befasst und festgestellt, dass Leonardo darin möglicherweise eine Lösung des bekanntesten Problems der Mathematik angedeutet hat: Die Quadratur des Kreises, d. h. die Umwandlung der Kreisfläche in ein Quadrat mit gleichem Flächeninhalt in endlich vielen Schritten, was zum Synonym für eine unlösbare Aufgabe geworden ist. Die Schüler sind den Hinweisen gefolgt und zeigen in dem Vortrag, was Leonardo in diesem Bild sowohl künstlerisch als auch mathematisch angelegt hat. Dabei wird nur elementare Mathematik verwendet, die durch Computersimulationen unterstützt wird.

Die Schüler der Klasse 9a und des Leistungskurses Physik Klasse 13 werden von Jörg Lorenz angeleitet, der am Gymnasium Philippinum die Fächer Mathematik und Physik unterrichtet

Vortrag 4 am 26. Januar 2017:

Auf Zehenspitzen zum Weltrekord

Ein Strauß kann mehr als eine halbe Stunde mit konstantem Tempo von 70 km/h rennen und damit leichten Fußes einem trainierten Rennpferd davonlaufen. Der ausdauernde Läufer schafft das, weil er wie ein sparsames Auto seine Antriebsenergie mit geringem Verlust auf einen effizienten Bewegungsapparat überträgt: Beine in Leichtbauweise, ein „Hampelmannprinzip“, das Beinbewegungen automatisch koppelt und „eingeschnappte“ Gelenke, die die Muskulatur entlasten und das Tragen des schweren Straußenkörpers erleichtern. Diese Strukturen, perfektioniert in 60 Millionen Jahren Evolutionsgeschichte, können auch in modernen Antriebssystemen wie Robotern eingesetzt werden oder Aufschluss darüber geben, ob zweibeinige Dinosaurier, die Vorfahren unserer heutigen Vögel, flinke Jäger oder behäbige Aasfresser waren.

Dr. Nina Schaller studierte Biologie in Heidelberg. In der sich dort anschließenden Promotion kooperierte sie mit der Universität Antwerpen und dem Forschungsinstitut Senckenberg
in Frankfurt. 2009 wurde sie mit dem Klaus-Tschira-Preis für verständliche Wissenschaft ausgezeichnet und leitet seit 2011 die Tschira-Jugendakademie in Heidelberg.

Vortrag 5 am 2 März 2017:

Turingbomben

Der Zweite Weltkrieg hat eine bisher noch wenig bekannte Seite: Er markiert den Beginn der modernen Kryptographieund Kryptoanalyse. Zum ersten Mal wurden massenhaft Nachrichten verschlüsselt, und es wurden Verschlüsselungen in großer Anzahl decodiert. Der Vortrag erzählt die Geschichte, wie die englischen Kryptoanalytiker von Bletchley Park es schafften, die deutsche Verschlüsselung von Funknachrichten zu brechen, und wie sie dabei fast schon einen Computer konstruierten. Das alles ist nicht nur eine spannende Begebenheit „von damals“, sondern enthält schon viele Prinzipien der Kryptologie, die heute wichtiger sind als je zuvor.

Andreas Fried besuchte von 2000 bis 2009 das Gymnasium in Weilburg. Danach studierte er Informatik am Karlsruher Institut für Technologie und erwarb dort 2016 den Master of Science. Während des Studiums arbeitete er als Softwareentwickler am Lehrstuhl für Compilerbau und lehrte als Tutor Programmieren. Während seiner Schulzeit hat er in vielen Schülervorträgen der naturwissenschaftlichen Vortragsreihe mitgewirkt

Vortrag 6 am 30. März 2017:

Nanopartikel – (k)ein Problem aus Sicht der Toxikologie

Die Nanotechnologie hat sich in den letzten Jahren als Motor für Innovationen im Bereich der Physik, Chemie und Medizin entwickelt. Aufgrund der Größe und veränderter chemisch-physikalischer Eigenschaften der Nanopartikel entstand eine Vielzahl von neuen Produkten
und Lebensmitteln, die – oftmals unbemerkt – unseren Alltag erobern. Zur Vermeidung von Risiken muss die Frage nach ihrem Verhalten in unserem Körper gestellt werden. Sind sie mit größeren mikroskopischen Staubpartikeln vergleichbar oder geht von ihnen eine besondere
Gefahr aus? Um ähnliche negative Erfahrungen wie aus der Exposition gegenüber Asbestfasern oder kristallinem Siliziumoxid zu vermeiden, sind frühzeitige Kenntnisse zur Toxikologie der Nanopartikel unerlässlich. Mit einer möglichst exakten Charakterisierung der Teilchen kann ihre „Chemie“ verstanden werden, so dass Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu bekannten größeren Objekten abgeleitet werden können.

PD Dr. Dr. Dirk Walter promovierte in Chemie und in Medizin an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Nach der Habilitation im Fach Anorganische und Analytische Chemie an der TU Berlin übernahm er 2007 die Leitung der Gefahrstofflaboratorien Chemie und Physik am Institut für Arbeits und Sozialmedizin an der JLU in Gießen

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